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Kurzmeldungen

Hack-Tic fuer Tod erklaert Der ehemalige Herausgeber der niederlaendischen Hacker Zeitschrift Rob Congriijp hat das Zeitschriften-Projekt fuer beendet erklaert. In einer auf den Netzwerken verbreiteten Erklaerung heisst es "Since I couldn't find anyone crazy enough to carry on, the curtain falls for Hack-Tic." Eine Stellungnahme anderer Redaktionsmitglieder liegt leider nicht vor, insofern bleibt abzuwarten was weiter passiert. Jedenfalls soll am 18. Januar 1995 ab 7:30 im Paradiso in Amsterdam (wo auch die Galactiv Hacker Party 1987 stattfand) eine grosse Party stattfinden.

Ex-Verfassungsschuetzer paranoid? Die Anfrage nach Teilnahme an einer IT-Security an den CCC wurde zunaechst durch die Anforderung von Informationsmaterial beantwortet. Gefaxt kam der bisherige Veranstaltungsplan, aus dem u.a. hervorging, dass der Vorsitzende der Veranstaltung Dr. Hartmut Pohl "ISIS-Institut fuer Informationssicherheit" sei. Wie schon in der letzten Datenschleuder erwaehnt, ist Herr Pohl schon etwas laenger in der Hackerscene bekannt, als damals leitender Verfassungsschuetzer der KGB-Ermittlungen. Jetzt ist er ex-Verfassungschuetzer - wie auch immer das bei einem Geheimdienst funktionieren soll - und Betreiber des o.g. Instituts. Nach Klaerung einiger Modalitaeten rief der Veranstalter noch einmal an, und fragte, ob wir unseren Vortrag nicht einen Tag verschieben koennten. Die Begruendung: Herr Pohl haette den Vorsitz und die Teilnahme abgelehnt, wenn wir dort einen Vortrag halten wuerden. Ist ihm eine Konfrontation mit seinem Feindbild nicht geheuer? Sind ex-Verfassungsschuetzer paranoid? Ist das hier ein Krimi oder eine Komoedie?

CCC-Mailserver und WWW-Seiten Der CCC-Mailserver laeuft jetzt wieder stabil: ccc-server@mail.ccc.de. Die CCC-WWW Seiten werden in der zweiten Dezemberwoche auch wieder stabil laufen, dann sind die Netzumstellungsarbeiten gelaufen. http://www.artcom.de/CCC/

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Rechtsaussen

Das "Nazi-Netz" THULE ist wiedermal im Scheinwerferlicht. Zwar wird es kaum benutzt, aber darum ging es dem Mitbegruender T. Hetzer vielleicht auch nicht. Er wollte, wie sein Pseudonym Alfred Tetzlaff (>"Ekel Alfred", deutscher Al Bundy der 70er) schon sagt ins Fernsehen, wo er auch an kam. Ganz konspirativ nannte er seine Box WIDERSTAND, nach einer Gruppierung des Medien-Theoretikers Michael Kuehnen. Auch der Name THULE, ein nazistischer Geheimbund der 20er Jahre, war mehr semiotisches Spiel als Realitaet. Dank antifaschistischer Betriebsblindheit und der emotionalen Besetzung des Themas Neue Rechte ging der Plan auf. Angeschoben haben die Medien-Karriere noch andere, zuerst der Spiegel im April 93. Viel liess sich in die angeblichen Welten hinter den "Passwoertern" projezieren. Dabei haette Tetzlaff dem Spiegel dem Spiegel vielleicht gern ein Passwort gegeben. Die Editorials der Fascho-Hefte platzen meist vor Begeisterung, wenn das Nachrichtenmagazin sie abonniert, aber diesmal wollte man Geheimhaltung vorspiegeln.

Der ewige Talkshow-Gast Ernst Uhrlau vom Hamburger VS, wollte auch mit von der Partie sein; Oder den Eindruck hinterlassen, nachts quaele ihn der Traum im TV zu sitzen und keine Antwort zu wissen. Er liess beim CCC anfragen, ob man ihm nicht in Sachen Fascho-Boxen technisch unterstuetzen koenne, doch diese exklusiven Wuensche liessen sich nicht mit der Club-Satzung vereinbaren.

Im Juli, besuchten VS-ler in Muenchen einen Journalisten, der ueber die WIDERSTAND und das dazugehoerige Netzwerk recherchiert hatte. Die VS-Beamten, informiert durch eine "befreundete Polizei", draengten bei einem Hausbesuch darauf die Recherche umgehend einzustellen, sowie den Bericht nicht zu veroeffentlichen. Der VS habe alles im Griff und wollte bei den Ermittlungen nicht gestoert werden. Wohl zu frueh? Das die Zeitungen in diesen Tagen wieder die allgemeine Ueberforderung der Polizei beschworen, war wohl nur ein Taeuschungsmanoever, damit die Taeter sich in Sicherheit wiegen. Im THULE verstand ein User es anders. Er sattelte als selbsternannter Hilfssheriff sein Modem und zockelte los. Von Bayern ritt er weit durch den Wilden Westen der Mailboxen, bis er in Bielefeld, Braunschweig und Goettingen "Kleine Terroristen" fand. Wieder daheim, speicherte er das "Beweismaterial" im Kampf fuer mehr innere Sicherheit bei der NPD-BTX Zeitung ab.

Gleichzeitig wurde ein anderer, zweifelsfrei im Lohn des VS stehender HilfsSheriff, bei der Bahnhofs-Schiesserei in Bad Kleinen durch den Uebereifer seiner Kollegen exponiert. Der Computer-Spezialist Klaus Steinmetz konnte als Agent, nach dem toedlichen Ende der Fahndung auf Wolfgang Grams, zur staatlichen Befoerderung einer Computervernetzung der anti-imperialistischen Bewegung nicht mehr eingesetzt werden. Fuer die Begruendung der Massnahmen zur Wiederherstellung INNERER SICHERHEIT in Datennetzen, sass das Thule jetzt in der ersten Reihe. Focus veroeffentlichte einen Bericht (Sept. 93) ueber die Widerstand. Da dieser duenn ausfiel, pixelte man ein Hakenkreuz in die Graphik des Mailbox-Schirmes und pinnte in das fingierte Bild des Sysop-Zimmers ein Bild von "Fuehrer". Computer mit Hakenkreuzen tauchten jetzt ueberall auf. Da gleichzeitig die amerikanische NSDAP/AO per Diskette mit Sprengstoff-Anleitungen auftauchte. Laut Polizei wurde die Diskette mit einem Bildschirmfuellenden Hakenkreuz, nicht besonders konspirativ, an "deutsche Nazigroessen" verteilt, da fragt man sich schon, wieso scheinbar jeder Redakteur ploetzlich diese Diskette hatte. Wie auf ein Signal, ergoss sich eine Flut Angst produzierendet und oft mehrfach receycleter Stories ueber das braune Netzwerk aus den Medien.

Die Neo-Nazis legten Fahndungs-Listen in Form der Zeitschrift EINBLICK und Briefbomben in Oesterreich nach, um die Politik der Panik weiter anzuheizen. Um das "Boese" (Bild) aus den DatenNetzen plastischer zu gestalten, machte Der Spiegel zusaetzlich gegen "DFUE-gestaerkte" Kinderpornohaendler mobil. Von diesem elektronischen Handelszweig weiss kaum jemand, da die Mailboxen der "Kinderficker" angeblich so schnell sind, dass die lahm be-Modem-ten Fahnder schlicht rausfliegen. (vgl. Gibsons "Chrome brennt") Erstaunlich, womit das "meistbenutzte Fitness-Geraet" der Spiegel-Leser strapaziert wird. Die notwendige Aufruestung der Staatsschuetzer auf der Jagd nach dem Unkontrollierbaren wurde kurz darauf beschlossen.

Als die Tagesthemen 6 Wochen spaeter ueber das Nazi-Netz berichten, liessen sie es sich nehmen, die BBS-Nummer einer Bonner Anti-AntiFa-Box gelb unterlegt einzublenden. ALs Interview-Gast sprach die Journalistin mit Karl-Heinz Sendbuehler, einem Pressesprecher der NPD. Nach der nunvermeidlichen, kurzen, sofort wieder eingestellten Fahndung bei Tetzlaffs WIDERSTAND folgte die Polizei dem "Hinweis" der Thule-Sysops und fahndete nach den angeblichen "Einspielern aus dem linken Lager" der Bombenbastelsaetze in Bielefeld und Goettingen. Von dem in diversen Protokollen der WIDERSTAND deutlich lesbaren NPD-BTX Zeitung war nirgendwo mehr die Rede. Jetzt kam es zu einigen Verzoegerungen: Zwar wussten die Fahnder schon Ende '93, von den angeblichen Terror-Nestern in BIONIC und CL, die Hausdurchsuchungsbefehle wurden ausgestellt, aber die Behoerden liessen sich Zeit. Vielleicht auch, um im M�rz '94 im Bundestag eine 17seitige Aufweichung des per G-10 geregelten Fernmeldegeheimnis mit der Begruendung neonazistischer Vernetzung, sowie organisierter Kriminalitaet durchzusetzen. Nur anreissen konnte man zu diesem Zeitpunkt eine Synchronisierung digitaler Verschluesselungstechniken, da im Zuge der allgemeinen Spar-Massnahmen die Sachbearbeiter abwesend waren. Diese haetten schnell aufgeklaert, dass zB im THULE mit der Verschluesselung im wesentlichen kokettiert wird. Nachdem im Winder 150 Journalisten beim CL-Netz in Muenchen wegen der Nazi-Mailboxen angefragt hatten, war es von einem auf den anderen Tag still geworden. THULE war nicht mehr envogue. Der Buerger war informiert, dass es sich bei Mailboxen um Sammelbecken von Kriminellen, Paederasten und Terroristen in allen Farben und Groessen handelt. Hausdurchsuchungen wegen "Stoerung des oeffentlichen Friedens" bei der BIONIC und CL-Netz interessiere die Kundschaft des Infotainments nicht. Ein Bericht, dass es sich bei der Begruendung zur Aenderung des Grundgesetzes u.a. um die Abschrift eines Textes aus dem Chemie-Schulbuch gehandelt hatte, (Quelle des "Kleinen Terroristen") waere auch fatal gewesen und haette nicht frueher ans Licht kommen duerfen. Aber viele freiwillige und unfreiwillige Helfer erledigten das Timing.

Die Strategen der Desinformation hatten nun zum Zweck der Propaganda des Wahlkampfthemas Innere Sicherheit die kurdische PKK als Stoff entdeckt. Der braune Mob fuers Grobe hatte vorlaeufig den medial vermittelbaren Dienst zur Durchsetzung neuer Gesetze besorgt. (s.a. Rostock > Asyl)

Das Modem wanderte puenktlich zur CeBit vom politischen Teil in die "Lifestyle"-Beilagen. Es wurde nicht der Login in den "Anachronismus" Mailbox, sondern das "surfen" in kommerziellen Onlinediensten und dem sagenumwobenen INTERNET empfohlen. Der Spiegel richtet auf diesem Markt verstaerkt Aussenposten ein, um schwindende Printauflagen zu kompensieren und pushte den Hype entsprechend mit. Ueberall waberte das Diffusum Multimedia herum. So auch bei einer Konferenz (7.94) im Bundesforschungsministerium. Dort warfen sich FOCUS-Herausgeber Burda und Minister Krueger auf dem Podium die Baelle zu. Burda sprach vom "revolutionaeren" Eingriffen in alle Bereiche des taeglichen Lebens durch die zu bauende "deutsche" Datenautobahn.

Das THULE taktierte weiter ua unter den schuetzenden Fittichen der Nuernberger Staatsanwaltschaft, wenn auch bei immer niedrigerem Datenfluss. Die User-Zahl sank, wohl auch, da die zahlreichen "U-Boote" aller Lager das Interesse verloren. Eine Woche nach der Bundestagswahl '94 gelang es endlich dem LKA nach 14monatiger Fahndung in die Wohnungen zweier THULE-Sysops in Wiesbaden und FRankfurt einzudringen. DPA und REUTER berichteten. Fast aufs Jahr programmiert begann das Recycling von vorne. Im bayrischen BTX tauchte ploetzlich wieder massenhaft Kindepornografie auf.

Diesmal wollte auch eine Freitag Abend Show im Dritten mitmachen. Als visuelles Ambiente hatte der Redakteur sich eine Virus-Abladung im THULE vor laufender Kamera vorgestellt. "Endlich mal was gegen die Nazis machen" und es wuerde doch toll aussehen, wenn alles purzelt und "der Schirm ploetzlich schwarz ist". Mit der Inszenierung einer telegenen Links gegen Rechts-Konfrontation (incl. Sachbeschaedigung) hat es nicht geklappt. Vorgestellt wurde ein seit 4 Tagen laufendes "antorassistisches" Gopher-Projekt namens "Datennetz" an der Uni Marburg. Der Moderator erlaeuterte dies so (Nov.94): wie wir wissen, ist der Nazi vernetzt, aber jetzt beginnen auch die demokratischen Kraefte im Land die Kommunikation per Computer fuer sich zu entdecken. Im Gopher-Datennetz soll der User zwischen Infos der autonomen Anti-Fa und dem BKA herum flippen, damit der AntiFaschismus "endlich aus seiner linken Ecke herausgeholt wird", so die Initiatoren des Projekts. Der Vertreter vergass nicht zu erwaehnen, dass auch Amnesty International vom CIA gegruendet wurde.
Dany 11.94006_Scall.html100644 764 144 5644 7014615715 12632 0ustar thalunilusers

Scall

Die primitive unverschluesselte Cityruf-Technik gibt es jetzt im neuen Gewand: SCALL ist ein fuer den Inhaber des Geraetes grundgebuehrfreier nur-numerischer Cityruf, bei dem der Absender des Rufes die Gebuehren traegt. Die Absendung eines Rufes erfolgt ueber die 01681 + 7stellige Scall-Rufnummer und kostet tagsueber >1.50 DM, abends weniger. Die Empfaenger sollten ab 1.12 erhaeltlich sein, wenn man von den Telekom-Laeden absieht, bei denen der DeTeMobil Vertrieb der Lieferant ist, bzw. sein sollte, waren sie das auch. Stueckpreis zwischen 225,- DM und 300,- DM, auch als SwatchUhr zu haben (Vorsicht: Die Dinger brauchen alle 4 Wochen eine Batterie fuer 15,- DM und die gibt es nicht als Akku, aus Kosten- als auch aus Umweltschutzgruenden abzulehnen.). Zur Zeit ist Scall nur mit speziellen Scall-Empfaengern, die auf den Frequenzen f3(466,230Mhz) laufen, moeglich. Ab 1.3.1995 soll es moeglich sein, auch andere Cityruf-Empfaenger auf den Frequenzen f1(465,970) und f2(466,075) auf Scall umzubuchen. Solange braucht die Telekom, um den Scall- mit dem Cityruf Rechner zu vernetzen.

Die Scall-Empfaenger werden vom Inhaber selbst und kostenpflichtig fuer 1,50 DM aktiviert und umgebucht. Dies geschieht ueber die Telefon-Nummer 01680 + 7-stellige Scallrufnummer. Scall ist rufzonen-gebunden, das heisst bei der An- bzw Ummeldung gibt man demAudio-Text System ueber Tonwahl bzw. Spracherkennung die 5-stellige (!) Postleitzahl in dessen 25-km Radius man dann erreichbar ist-oder auch nicht. Die Festlegung der Rufzone erfolgt also immer und kostenpflichtig ueber den Inhaber des Geraetes und nicht ueber den Sender der Nachricht wie beim Cityruf-Zielsystem.

Sicherheit wird bei der Telekom bzw. DeTeMobil - wie jedes andere Substantiv auch - mal wieder grossgeschrieben; die "geheime" PIN-Nummer zur An- und Ummeldung besteht aus den letzten 4-Ziffern der ID, siehe Dekodierung und Aussendeformat, Datenschleuder irgendwann.

Der eigentliche Witz bei Scall ist jedoch, dass im Unterschied zu Cityruf kein Vertragsverhaeltnis besteht. Ansprueche auf Funkversorgung bzw. Erbringung einer Dienstleistung bestehen also nicht. Dass die Preisgestaltung fuer Pager-Dienste der DeTeMobil (Telekom) kohleabzockende Frechheiten sind, beweisst das - leider noch nicht flaechendeckende - E-Netz: dort ist SMS (short message service, also alphanumerischer Cityruf im Funktelefon eingebaut) kostenlos und mit Empfangszuverlaessigkeit; wenn der Empfaenger nicht eingebucht ist, bekommt er die Nachrichten uebermittelt, wenn er sich das naechste Mal einbucht. Die USA zeigen den Weg zu kundenfreundlicheren Tarifstrukturen, ueber die die DeTeMobil jedoch vermutlich erst nachdenken wird, wenn sich Konkurrenz etabliert hat: ein Cityruf-Empfaenger kostet zwischen 5$ und 50$ , Grundgebuehr monatlich zwischen 2 und 10$ - fuer weniger als 10$ ist bereits eine 1-800 Rufnummer (hier 0130) erhaeltlich, mit dem Rufe kostenlos von jedem Telefon abgesetzt werden koennen.